1984: Hongkong made - made in Germany
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Hongkong made - made in Germany











In einem alten Fabrikgebäude und nicht, wie erwartet, in einem modernen Neubau werden in Deutschland die Commodore- Computer gebaut. Die Leute, die hier arbeiten sagen, das Gebäude hat elektrische Tradition; bevor hier Computer montiert wurden, war hier eine Fabrik, die elektrische Prüfgeräte herstellte.Aus dem Braunschweiger Werk kommen: die Mikrocomputer 8296 und 8296 d, der VC 20 und der C 64. Zur Zeit liegt die Produktion bei 4000 Stück pro Tag. In Spitzenzeiten zum Beispiel vor Weihnachten können bis zu 7000 Stück am Tag gebaut werden.



Lieferengpaß bei Elektronikbauteilen





Einer der hier seinen Job gefunden hat, ist Werksleiter Helmut Joswig. Er war unser erster Gesprächspartner: "Wir fahren die Produktion marktnah. Die langen Lieferfristen, die Commodore zur Zeit hat, liegen nicht an der Faulheit oder an der Unfähigkeit

der Leute in Braunschweig, sondern am weltweiten Mangel an elektronischen Bauelementen. Durch den verstärkten Einsatz der Mikroelektronik in allen Lebensbereichen, von der Waschmaschine bis zum Auto, kann die Produktion mit der Nachfrage nicht mithalten. Konkret fehlt es Commodore im Augenblick an den 64 K Dynamic RAMs. "Alles, was schwarz aussieht und mehr als zwei Beinchen hat, ist knapp auf dem Markt. Vor zwei Jahren haben wir mal geplant, 100 000 Computer weltweit zu verkaufen, heute liegt der Verkauf fast bei einer Million.

Wer soll richtig disponieren und durchplanen ?"

Das Braunschweiger Werk kauft nur sehr wenig Teile selbst ein. Die meisten Einzelteile der Commodore-Computer teilt die zentrale Materialbescbaffungsstelle in Hongkong zu. Dort werden die Leiterplatten

bestückt und fertig nach Deutschland geschickt. Lediglich die Platten für den 8296 d machen die Braunschweiger selbst.

In der Computerszene gibt es immer wieder Beschwerden über die schlechte Qualität von Commodore. Die Ausfallrate soll, speziell bei den 64ern,eit über zehn Prozent liegen. Von Werksleiter Joswig wollten wir genaue Zahlen wissen. "Wir haben bei der Prüfung hier im Werk eine Ausfallrate von einem Prozent. Bei den Reklamationen stellt sich für mich die Frage, was der Kunde mit dem Gerät macht. Da bastelt sich zum Beispiel einer was zusammen, das steckt er dann hinten auf den User-Port drauf, und auf einmal geht das Gerät nicht mehr.

Dann läuft er zum Händler und sagt:"Schau mal, gerade gekauft und schon kaputt". Solche Fälle passieren, aber die regulieren wir großzügig. Die Leute sind manchmal im Wissen um das Produkt nicht so weit, daß sie es so sicher handhaben, wie es an sich sein sollte."



Kurse für Kundendienst





Es stimmt sicher, daß viele Leute ihren Computer nicht richtig kennen, weil sie die Handbücher nicht oder nicht sorgfältig genug gelesen haben. Wer aber versucht, nur mit Hilfe des Handbuchs seinen 64er zu bedienen, wird den Computer, selbst nach geduldigem Studium, auch nicht richtig kennenler-

nen. Das Handbuch ist unvollständig, schlecht geschrieben und lieblos aufgemacht.

Computer, die aus welchem Grund auch immer,ken Pieps mehr von sich geben, werden von Commodore,in einer eigenen Kundendienstabteilung,oder in den Servicezentren der Händler repariert.

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"Wir legen Wert auf geschulte Servicemitarbeiter. Trainingskurse dauern zwischen zwei und vier Tage.Diese Kurse sind allerdings nicht kostenlos. Ich meine, wenn ein Händler guten Service bieten will, muß er investieren." Die Ersatzteilversorgung soll in Fluß kommen; es wird auch langsam Zeit. Beim Thema Ersatzteile stellt sich die Frage nach den Reklamationen von selbst. Genaue Zahlen über die Reklamationen konnte oder wollte uns Werksleiter Joswig nicht nennen. Dafür beschrieb er uns das Commodore Marketing-Konzept: "Wir versuchen, möglichst schnell in den Markt hinein zu kommen und hohe Stückzahlen zu produzieren. Unser Ziel sind die Massen. Im Augenblick besteht zum Beipiel noch keine große Nachfrage nach 16-Bit Rechnern. Aber wenn der Markt sie verlangt, haben wir einen. Wir versuchen, immer am Ball zu bleiben, bloß gehen wir damit nicht sofort an die Öffentlichkeit, wie manche andere das tun."

Ein tragbarer IBM-kompatibler PC wird etwa ab Jahresende zu kaufen zu sein. Ab August 84 werden in Braunschweig zwei neue Computer produziert: der auf der Hannovermesse angekündigte Cl6 und der C264. Der als halbprofessioneller Rechner für Familie, Geschäft und Beruf konzipierte C264 wurde umgetauft: er läuft jetzt unter dem Namen PLUS 4.

Was die Preise betrifft, hört man bei Commodore auch nur die Beschwörungsformel der ganzen Branche: Preisstabilität.

Nach dem Gespräch in der Chefetage ging's endlich in die Produktion. Helmut Posch, er sorgt für die technische Zulassung der Geräte, zeigte uns das Werk. Bei Commodore in Braunschweig arbeiten etwa 200 Leute; davon sind 140 direkt in der Produktion beschäftigt.





















Quelle : RUN 8/August 1984

Dank an R. Gerdes für das Finden und Bereitstellen des alten Heftartikels.





 

Letzte Änderung: 2019-01-03 13:12:18
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